Crumschter Kerb

Crumschter Kerb in de Tornhall -



Turnhalle

Auf dieser Seite soll die Geschichte der Turnhalle durch Berichte aus verschiedenen Quellen dargelegt werden. Zunächst werden zwei Artikel aus dem „Heimatbuch Crumstadt im Ried Band I“ (erschienen 1979) vorgestellt, welche sich mit dem Bau und der Eröffnung der Turnhalle beschäftigen.

Für aktuelle Informationen zur Gaststätte Turnhalle empfehlen wir folgenden Link:
http://www.tv-crumstadt.de/gaststaette.html


Von der Gründung der Crumstädter Turnhalle im Jahre 1925

Quelle: Heimatbuch Crumstadt im Ried Band I (erschienen 1979)
Verfasser: Helmut Walter, von 1945 – 1963 Pfarrer in Crumstadt

Nachdem der Kurz’sche Saal abgebrochen, das Volksche Anwesen an die Eisenhandlung Bruchfeld übergegangen war, herrschten in Crumstadt die denkbar schlechtesten Saalverhältnisse. Kein Verein konnte irgendeine Veranstaltung unternehmen. Deshalb faßten sämtliche Ortsvereine den Entschluß, einen Festsaal zu erbauen, welcher sich, der großen Meinungsverschiedenheiten wegen, jedoch nicht verwirklichen ließ. Auch die Gemeindeverwaltung, bei der man einen diesbezüglichen Antrag stellte, gab einen ablehnenden Bescheid. Da nun der Turnverein durch die geschilderten Verhältnisse in seinem Betrieb am meisten gehindert war, faßte der Vorstand in seiner Sitzung am 8. 1. 1925 den Beschluß, eine Turnhalle zu erbauen, welcher in der am 28. 1. stattgefundenen außerordentlichen Generalversammlung, die eine überaus große Teilnahme aufwies, einstimmige Annahme fand. Man war sich der großen Schwierigkeiten, die ein solches Vorhaben mit sich bringt, voll und ganz bewußt. Groß waren die Aufgaben, die es zu lösen gab. Aber auch hier zeigte sich, daß wo ein Wille, auch ein Weg vorhanden ist. In den ersten Februartagen begannen die ersten Arbeiten. Vierzehn Tage standen die Arbeiter bei Wind und Wetter, Regen und Schnee am Altrhein bei Erfelden, um die großen Mengen Kies zu graben, welche dann unter schwierigen Verhältnissen an das Ufer gebracht und von hier durch Crumstädter Bauern zur Baustelle gefahren wurden.

Nach diesen Arbeiten begannen die ersten Erdbewegungen. Über 550 cbm Erde waren für die Kellerräume und Fundamente auszuheben. Über 150 cbm Beton gab es zu mischen und unter Anleitung einiger Fachleute einzustampfen.
Am 21. März 1925 fand die feierliche Grundsteinlegung statt unter Beteiligung der gesamten Einwohnerschaft. Nachmittags 3 Uhr formierte sich der Festzug am Rathaus, an der Spitze unser Spielmannszug, alsdann Ortsvorstand und Bauausschuß, hiernach der Turnverein. An der Baustelle angekommen, sang der Kirchenchor als Einleitung des Schäfers Sonntagslied. Nach der Begrüßung durch den 1. Vorsitzenden hielt der Gauvertreter Roth aus Darmstadt die Festansprache und tat hierauf die ersten Hammerschläge. Im Namen der Gemeinde versah dies alsdann Herr Bürgermeister Heyl und versprach die größtmögliche Unterstützung seitens der Ortsverwaltung.

Hiernach folgte der 1. Vorsitzende Steuernagel, die übrigen Vereinsmitglieder und Festgäste unter gleichzeitiger Spende ansehnlicher Geldbeträge, wobei eine größere Summe zusammenkam. Die ganze Feier nahm einen würdigen Verlauf. Als im Frühjahr dann die Feldarbeiten begannen, eilten die Turner in den Mittagspausen und nach Feierabend zur Baustelle, um die benötigten 75 000 Backsteine von den Wagen zu laden. Oft standen sie dort mit Pickel und Schippe in der Hand beim Brennen der Carbidlampen bis Mitternacht. Selbst an den Sonntagen kamen die Mitglieder nicht zur Ruhe: Sonntag für Sonntag eilten dieselben mit den Fahrrädern bis in die entlegensten Dörfer Rheinhessens, des Odenwaldes und des Riedes, um die vielen tausend Lose der Turnhallenlotterie zu vertreiben. Es gehörte viel Opfersinn und Selbstverleugnung dazu, wenn es verschiedenen gelang, 1000 und noch mehr Lose an den Mann zu bringen.

So ging es von Februar bis zum Einweihungstage. In unzähligen Sitzungen der verschiedenen Ausschüsse wurden die riesigen Vorarbeiten geschaffen, die diese stolze Turnstätte erstehen ließ. Echter Jahnscher Turngeist war es, der all die Schwierigkeiten, die solch ein großes Unternehmen mit sich bringt, überwinden half. Voll Stolz blicken heute die Crumstädter Turner auf dieses herrliche Werk. Eine solche Stätte, an der so viel eigene Handarbeit und Schweiß haften, ist doppelt wert und jedem ans Herz gewachsen, der daran gearbeitet hat. Über 9000 RM spendeten die Vereinsmitglieder in Form von Anteilscheinen als unkündbares, unverzinsliches Darlehen.
Den schönen Bühnenvorhang stifteten die Turnerinnen. Der Ortsvorstand bewilligte ein Geschenk von 1000 RM sowie weitere 3000 RM als unverzinsliches Darlehen, wofür die Halle der Schule zur Verfügung steht. Der Hess. Staatspräsident stiftete 1000 RM und das Turn- und Sportamt 600 RM. Die Lotterie brachte einen Reingewinn von nahezu 1000 RM. Obwohl die Beschaffung des Kieses, die Erdarbeiten, die Fundamentierung, sämtliche sog. Handlangerdienste, über 400 Fuhren von den hiesigen Landwirten umsonst getan, erbrachte der Bau der Halle einen Kostenaufwand von 42 000 RM einschl. Inventar. Nach Anspannung aller Kräfte war es gelungen, die Turnhalle soweit fertigzustellen, so daß dieselbe wie geplant am 15.-16. 8. 1925 ihrer Bestimmung übergeben werden konnte. Dies geschah nach noch nicht halbjähriger Bauzeit.

 

Die Einweihung der Turnhalle am 15. August 1925

Quelle: Heimatbuch Crumstadt im Ried Band I (erschienen 1979)
Verfasser: Helmut Walter, von 1945 – 1963 Pfarrer in Crumstadt

Die offizielle Einweihung war am Samstag, den 15. August 1925. Eingeleitet wurde dieselbe durch einen großen imposanten Fackelzug sämtlicher Ortsvereine, welcher sich von der Schule durch sämtliche Ortsstraßen bis zur Weihestätte bewegte, wo die Schlüssel übergeben wurden. Kaum hatten sich die beiden Türen geöffnet, so waren auch schon die weiten Räume der Turnhalle bis auf den letzten Platz besetzt und viele mußten sich in den Eingängen mit einem Stehplatz begnügen. Nach einem schneidigen Begrüßungsmarsch der ehemal. Brandenburger eröffnete der 1. Vorsitzende die Feier, worauf Turnerin Maria Wedel den von Lehrer Ernst Hebermahl prächtig verfaßten Prolog mit schöner Stimme vortrug, während auf der Bühne im Hintergrund die Turnerinnen und Turner Vater Jahn huldigten.

Die Weiherede hielt Herr Pfarrer Schäfer, Oppenheim, früher in Crumstadt, von den Anwesenden stürmisch begrüßt. Derselbe war Ehrenmitglied des Vereins und nach eigener Aussage sehr stolz darauf. Er schilderte in längeren Ausführungen den ganzen Werdegang des Turnhallenaufbaues. Langanhaltender Beifall wurde dem beliebten Redner zuteil. Hierauf überbrachte Kreisdirektor Merk die Glückwünsche des Staatspräsidenten, der Kreisregierung, Gauvertreter Roth für den Rhein-Maingau, Bürgermeister Heyl für die Gemeinde, Pfarrer Högy für die Kirchengemeinde und Justizinspektor Spreng für den Turnverein Groß-Gerau. Die beiden Gesangvereine, sowie der Kirchenchor brachten passende Chore wirkungsvoll zu Gehör. An der Ausgestaltung des Abends hatten die Gerauer Turnerinnen und Turner den Löwenanteil. Sie ernteten für ihre mustergültigen Darbietungen großen Beifall und gaben dem Abend ein festliches Gepräge. Am Sonntagmorgen war Festgottesdienst in der Kirche unter Mitwirkung der Musikkapelle und des Kirchenchores, welcher auch einen würdigen Verlauf nahm. Am Nachmittag um 2 Uhr bewegte sich ein stattlicher Festzug aller hiesigen Vereine durch die Ortsstraßen. Große Bewunderung und allgemeines Interesse erregten die beiden prächtigen Pferde, welche den 1. Preis der Lotterie bildeten und schön geschmückt mitgeführt wurden. Die Turnhalle und auch das große Zelt waren bald wieder bis zum letzten Platz besetzt. Hier wechselten Ansprachen, musikalische und turnerische Darbietungen in bunter Reihenfolge miteinander ab. Am Abend war großer Festball. Der Montagmorgen vereinigte die Festteilnehmer zu einem Frühschoppen. Den Hauptanziehungspunkt bildete die Verlosung, welche viele Neugierige aus nah und fern herbeilockte. Der Nachmittag brachte Kinderbelustigung und Konzert. Am Abend folgte wieder großer Tanz. Die Gesamtstimmung während der Festtage war eine außerordentlich gute. Wohl selten hat Crumstadt so schöne Stunden verlebt wie in diesen Tagen. Die Einmütigkeit der Bevölkerung zeigte sich bei dieser Gelegenheit aufs Beste. Die herrlichen Festtage werden allen, die sie miterleben durften, in angenehmer Erinnerung bleiben.

Das neue Vereinsheim stand nun in erster Linie dem Verein für seinen umfangreichen Turnbetrieb zur Verfügung. Neue Abteilungen erstanden, so daß die Halle faßt jeden Abend belegt war.

 
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