Crumschter Kerb

Crumschter Kerb - Kerweborsch vun de de Tornhall



Crumstadt

An dieser Stelle wollen wir über die Geschichte von Crumstadt informieren, wobei wir hauptsächlich alte Texte und Bilder zur Verfügung stellen möchten. Den Anfang macht eine Chronik aus der Festschrift zum 25jährigen Bestehen der VdK Ortsgruppe aus dem Jahr 1971. Weitere Texte/Bilder auch über die Zeit nach dem 2. Weltkrieg folgen.

Wer bereits heute aktuelle Infos benötigt, dem seien folgende Links empfohlen:
http://www.riedstadt.de/site/daten/riedstadt.php
http://de.wikipedia.org/wiki/Crumstadt

 

Die Ortschronik von Crumstadt

Quelle: Festschrift zur 25 Jahrfeier der VdK Ortsgruppe Crumstadt (erschienen 1971)

Verfasser: Heinrich Orth / Orts-Chronist und Heimatforscher

Crumstadt liegt an einer Krümme des alten Bergstraßen-Neckars. Daher rührt sein Name: Krumm um die Stätte floss der Neckar, deshalb in den ältesten Urkunden „Crummestat“.

Der Verlauf des alten Neckarbettes ist heute noch zu erkennen. Viele Wiesen in unserer Gemarkung weisen heute noch auf das alte Neckarbett hin. Die Stätte ist alter Kulturboden. Bedingt durch die naturgeschützte Lage bot dem Menschen der Vorzeit unsere Heimat alles, was er zum Leben brauchte. Zahlreiche Bodenfunde in unserem Dorf beweisen, dass schon in der jüngeren Steinzeit Menschen hier gesiedelt haben. Die Funde gehen durch die Urnenfelderzeit, die Hallstattzeit, die La-Tène und fränkische Zeit, so dass man sagen kann: Seit vielen Jahrtausenden wohnten bei uns in Crumstadt Menschen und die Felder auf dem alten Ufergelände wurden bebaut von der jüngeren Steinzeit bis heute.

Der Ort Crumstadt wird urkundlich 1248 erstmalig genannt. Jedenfalls können wir damit rechnen, dass um das Jahr 1200 an der „Stätte an der Krumme“ des Neckars, ein kaiserliches Reichsdorf entstanden war, das immerhin die Ehre hatte, im Jahre 1248 von König Wilhelm von Holland dem Grafen Dieter von Katzenellenbogen verpfändet zu werden.

Das Dorf selbst gehörte zu der Grafschaft des Grafen von Wolfskehlen, die ihre Burg Wolfskehlen und ihre Grafschaft in den umliegenden Dörfern und Höfen 1552 an den Erzbischof von Mainz verkauften. Eine Urkunde vom 15. September 1276 erwähnt, dass Rudolf von Habsburg dem Grafen Eberhard von Katzenellenbogen mit der Hälfte von Crumstadt belehnt hatte. Ob die andere Hälfte dem Grafen Dieter von Katzenellenbogen belassen wurde, steht nicht mehr fest, dürfte aber anzunehmen sein. Im Jahre 1465 ging Crumstadt in den Besitz des Grafen Philipp dem jüngeren über und nach dessen Tod belehnte Kaiser Friedrich III. im Jahre 1486 seinen Kanzler Siegmund von Niedernthor mit dem Reichslohndorf Crumstadt.

Das Pfänderspiel der damaligen Zeit ist in einer Urkunde vom 10. April 1496 sehr bezeichnend. Darin heißt es, dass der damalige Kaiser Maximilian dem Schwiegersohne des letzten Grafen Philipp von Katzenellenbogen, Wilhelm von Hessen, als besonderes Zeichen seiner Gunst unter anderem das Reichsdorf Crumstadt als Lehen geben werde, sobald er zum königlichen Regimente komme. Später fand nun auch diese Belehnung statt und ab dieser Zeit gehörte Crumstadt zur Hälfte dem Landgrafen von Hessen, während die andere Hälfte durch die Herren von Wolfskehlen und Cronberg käuflich erworben wurde.

Das Zehntrecht über die Güter stand Anfang des 14. Jahrhunderts dem Kloster de corona St. Mariae (Marienkron) bei Oppenheim zu und ging 1393 durch Tausch an das Kloster Eberbach über. Ein weiterer Teil des Zehntrechtes stand dem St. Peterstift zu Mainz zu, dem sich noch ein Zehntrecht des Klosters Otterberg bei Dieburg anreihte.

Im Verlaufe des 30jahrigen Krieges hatte Crumstadt viel zu leiden. Anfang Juni 1622 war Ernst von Mansfeld mit seinen wilden Gesellen in unser Dorf eingefallen, um alle Gehöfte restlos auszuplündern. Viele waren bei der Plünderung auch noch misshandelt worden.

Drei Jahre danach wurden auf fürstliche Veranlassung die Schäden registriert. Sie wurden von dem damaligen Schultheiß Henrich Wenner aufgestellt und enthielten sämtliche Schäden von jedem Einwohner. Dadurch haben wir ein vollständiges Einwohnerverzeichnis vom Jahre 1622. Der Gesamtschaden betrug damals 22.819 Reichsthaler.

Dieser Schultheiß Henrich Wenner war um jene Zeit der reichste Mann in Crumstadt. Von den 127 Schadensfällen die er aufstellte, wollen wir nur seinen Schaden aufführen:

Henrich Wenner Schultheiß

6 Pferde                               180 Reichsthaler
2 zweijahrige Füll            30 Reichsthaler
1 jahriges Füll                   10 Reichsthaler
8 Kühe                                 120 Reichsthaler
3 Stechkalber                    15 Reichsthaler
3 Saugkalber                      9 Reichsthaler
13 Schweine                       26 Reichsthaler
3 Fuder Wein                     180 Reichsthaler
10 Malter Korn                 35 Reichsthaler
40 Matter Gersten           140 Reichsthaler
15 Malter Habern             30 Reichsthaler
60 Matter Spelz                120 Reichsthaler
An Geld                                30 Reichsthaler

Drei ganze Bett, Gedüch,

Zinn, werkig Kleider

und Hausrath                      133 Reichsthaler

Schaden an Gliedern        100 Reichsthaler

Summa                               1158 Reichsthaler

Er wohnte in einem prächtigen Fachwerkhaus, in dem Gustav Adolf am 2. Dezember 1631 übernachtete und das heute noch erhalten ist. Im Jahre 1635 starb er an der Pest. Verheerend war das Pestjahr 1635 für unser Dorf. Aus alten Urkunden wissen wir, daß Crumstadt damals ungefähr 700 Einwohner in 120 Häusern hatte. Nachdem die Pest Oktober 1635 erloschen war, waren nur noch 65 Einwohner in 17 Häusern vorhanden. Da wir ein Namensverzeichnis der Einwohner von 1622 haben, wissen wir ganz genau, wer an der Pest gestorben ist.

Die Haushaltungsvorstände mit ihren Angehörigen in den 17 Häusern waren folgende:

Johann Wenner, Schultheiß und Frau, Kinder: Johann und Nicolaus
Thomas Letzius, Pfarrer und Frau, Kinder: Tochter Susanne
Johann Wilhelm Seupel und Frau, Kinder: Johann und Quirin
Heinrich Hail und Frau, Kinder: Jakob und Ottilia
Hans Kraft und Frau, Kinder: Adam und Magdalena
Bartholomäus Krug und Frau, Kinder: Anastacius
Hans Günther Rab und Frau, Kinder: Ceriany und Wilhelm
Jakob Hahnstein und Frau Maria
Johann Seip und Frau Anna, Tochter: Anna
Nicolaus Schreck und Frau, Kinder: Johann und Chatarina
Anastacius Seupel und Frau, Kinder: Conrad
Philipp Freylicher und Frau
Valdin Gengnagel und Frau, Kinder: Jakob
Johann Nicolaus Seupel und Frau Barbara
Nicolaus Fahr und Frau, Kinder: Nicolaus und Margareth
Anastacius Friedrich und Frau
Johann Förster und Frau, Kinder: Elisabeth

Das große Sterben hatte fast die gesamte Einwohnerschaft dahingerafft. Von 120 Häusern waren nur noch 17 von Menschen bewohnt. Das Land blieb brach liegen. Auf Jahrzehnte hinaus hatte der Krieg das Dorf und das Land verwüstet und zerstört.

Im Jahre 1645 wurde Crumstadt von bayerischen Truppen nochmals geplündert. Sie verbrannten 24 Häuser, 31 Scheunen und 25 Ställe. Dann zerstörten sie noch die Feldfrüchte von 193 Morgen. In der Kirche nahmen sie die mittlere Glocke mit. Der Schaden belief sich auf 9795 Gulden.

Nach dem langen Kriege erholte sich Crumstadt nur sehr langsam. 1690 waren erst dreißig steuerbare Häuser vorhanden. Die Aufwärtsentwicklung wurde immer wieder gehemmt. Im österreichischen Erbfolgekrieg lagen 1744 kaiserliche Truppen in der Hallert und im Winter 1744-1745 war ein Lazarett des holländischen Hilfskorps fünf Monate in Crumstadt untergebracht, das die Gemeinde schwer belastete. Die Begräbnisstätte des holländischen Hilfskorps befand sich im Garten der Hofreite Wilhelm-Leuschner-Straße 20.

Immerhin kam die Gemeinde doch wieder zu Wohlstand. 1790 wurden wieder 1683 Morgen Land bebaut bei einer Einwohnerzahl von 852 Seelen.

Als nach der Völkerschlacht bei Leipzig im Oktober 1813 Preußen, Österreicher und Russen an den Rhein vorrückten, sah auch unsere Heimat übergenug von diesen Kriegsgästen. Die Abrechnungen über Kriegskosten der Jahre 1813-1815 füllen mit den Belegen mehrere Bande des Gemeindearchivs. Sie geben uns vielfältigen Aufschluß über die damaligen Verhältnisse und Geschehnisse in Crumstadt.

Bei der Abteilung „Einnahme Geld“ von 1813 ersieht man die wirtschaftliche Notlage, in die das Dorf geraten war. Es ist die Aufstellung der aufgenommenen Patitalien, von 10 Gläubigern insgesamt 8700 Gulden. Interessant ist die Aufstellung der Ausgaben, welche durch Verpflegung der Generale, Offiziere und sonstigen Militärs in Wirts- oder Privathäusern auf Kosten der Gemeinde entstanden sind. Da lesen wir unter anderem: Bei Valentin Petermann wohnte der russische General Akowski vom 14. bis 21. Dezember 1813, mit einem Kostenaufwand von 151 Gulden. Bei Jakob Heil lag ein russischer Husarenoberst, für den für dieselbe Zeit 49 Gulden Entschädigung eingereicht wurden. Man sieht aus dem kleinen Auszug, wie die Kriegsvölker sich auf Kosten des Gemeindesäckels wohl sein ließen. Die Kriegskosten deckte die Gemeinde später aus Versteigerungen von Nutzholz aus dem Gemeindewald.

Die Ereignisse in den nächsten Jahrzehnten hatten keinen großen Einfluß auf die Geschicke der Gemeinde.

Bei Ausbruch des ersten Weltkrieges 1914 zählte Crumstadt 1460 Einwohner, von denen 270 zum Wehrdienst eingezogen wurden. 45 kehrten nicht mehr zurück.

Ab 1920 setzte in Crumstadt eine rege Bautätigkeit ein. Im Jahre 1925 wurde vom Turnverein die Turnhalle erbaut und 1929 das Volkshaus vom Volkshaus-Bauverein. Beide Gebäude dienen kulturellen und sportlichen Zwecken. 1936 wurde das Schwimmbad errichtet, das eine Zierde von Crumstadt und den Erbauern ein Denkmal für immer sein wird.

Durch den Beschuss von Fliegern wurden im zweiten Weltkrieg eine Anzahl Scheunen und Stalle eingeäschert. Bei der Einnahme durch die Amerikaner am 24. Marz 1945 brannten nochmals verschiedene Scheunen ab und außerdem mussten zwei Crumstädter Einwohner ihr Leben lassen.

Nach dem zweiten Weltkrieg kamen 840 Evakuierte und Ostflüchtlinge im Dorf unter. Durch diesen Flüchtlingsstrom bedingt, setzte wie nach dem ersten Weltkrieg auch jetzt wieder eine lebhafte Bautätigkeit ein.

Um die alte Dorfanlage zog sich bis zum Jahre 1820 zum Schutze ein Hag (lebender Zaun). An den Eingängen waren Falltore angebracht, die nachts geschlossen wurden. Um das Weidevieh auch im Dorf tränken zu können, war am Rathaus und am Gemeindehaus ein Brunnen mit Stockschwendle, Eimer und zwei Tranktrögen.

Das alte Rathaus wurde im Jahre 1849 abgerissen, es stand gegenüber dem neuen Rathaus. Wann das alte Rathaus erbaut wurde, konnte nicht ermittelt werden, wahrscheinlich um 1600, denn es konnte festgestellt werden, das es den 30jahrigen Krieg unversehrt überstanden hat. Das jetzige Rathaus mit Schule wurde in den Jahren 1847-48 errichtet von Kreisbaumeister Renner. Tasche und Böhm waren die Bauführer.

 
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